2016 zeigt die Frankfurter Galerie Bärbel Grässlin Heiner Blums Werkgruppe Zweite Welt – Eine enzyklopädisch anmutende Einsicht in das facettenreiche menschliche Wirken.
Es sind Szenen, die im Bildgedächtnis vieler einen festen Platz haben. Sie lassen an prägende Ereignisse der Geschichte denken, menschliche Schicksale-, Gräueltaten aber auch Sinnesfreuden und Leichtigkeit.
Erst beim Durchstöbern der Erinnerungen fällt auf, dass diese Bilder nicht schon vorher feststanden, sondern aus einem Geschehen herausgeschnitten wurden. Es sind vor allem Filmstills aus Dokumentar- und Unterhaltungsfilmen. Blum hält den Fluss der Bilder an, verdichtet sie und löst sie so von ihrer Zeitlichkeit. Durch die darauf folgende Bearbeitung werden sie zu Bildikonen, die nicht nur auf geschichtliche Ereignisse, sondern auch auf die Geschichte der Kunst selbst verweisen.
Dass hierbei die besondere Rolle der Fotografie im Mittelpunkt steht, zeigt schon die Wahl von Zinn als Bildträger. Es ist eine Reminiszenz auf die erste Fotografie, die 1826 von Joseph Nicéphore Niépce auf einer Zinnplatte fixiert wurde. Die Rolle der Fotografie wird aber auch in der Auswahl der Bilder selbst reflektiert.
So stehen inszenierte Aufnahmen mit Schauspielern an Filmsets neben dokumentarischen Aufnahmen von Kriegsschauplätzen und fragen nach der Glaubwürdigkeit der Fotografie als Informationsträger. Mit ihren Titeln werden diese Bilder scheinbar an die Realität zurückgebunden.
Text: Marina Rüdiger / Fotos: Wolfgang Günzel