Der Resonanzraum war kommunikatives Zentrum der Ausstellung »Vertrautes Terrain. Aktuelle Kunst in & über Deutschland« im Museum für Neue Kunst im Karlsruher Zentrum für Kunst und Medientechnologie 2008.
Er wurde von Kuratoren Gregor Jansen und Thomas Thiel gemeinsam mit dem Künstler Heiner Blum entwickelt. Der Resonanzraum ermöglichte die Öffnung des Ausstellung in angrenzende kreative Disziplinen. Im Gegensatz zur statischen, permanenten Ausstellung mit Werken, die vorwiegend der bildenden Kunst zugerechnet werden können, bildete der Resonanzraum ein dynamisches Element, das dem Besucher erlaubte, Parallelentwicklungen und Referenzen in anderen kulturellen Feldern zu entdecken. Der Resonanzraum war temporäre Ausstellungsfläche, Veranstaltungsort, Audiothek, Bibliothek, Projektionsraum, Labor und transdisziplinärer Arbeitsplatz zugleich.
Vorgestellt wurden insbesondere Künstler und Projekte aus kulturellen Feldern wie Musik, Theater, Tanz, Literatur, Film, Mode, Grafik, Design, Architektur, Straßen- und Clubkultur sowie ihren Zwischenbereichen.
Die Struktur des Resonanzraums basierte auf den inhaltlichen Anforderungen des Projekts. Ziel war es, einen Ort innerhalb der Ausstellung zu schaffen, der nicht ausschließlich Vortragssaal, Archiv, Ausstellungsraum, Bühne oder Kino ist, aber dennoch diese Eigenschaften und Möglichkeiten bietet. Das von Heiner Blum aus diesen Überlegungen heraus entwickelte Raumkonzept beruht auf einem »Remix« der im ZKM verwendeten Ausstellungselemente wie Wandsystemen, Sockeln, Spandeckplatten in den vorgegebenen Maßeinheiten. Im Sinne einer spielerischen Zweckentfremdung und in Anlehnung an Caspar David Friedrichs Gemälde »Das Eismeer« bildeten sie in ihrer Anordnung ein Gegenelement zu der an Planquadraten orientierten Architektur der permanenten Ausstellung. Die Präsentation von Künstlern und Projekten, die nicht zum klassischen Kernbereich der bildenden Kunst gehören, ermöglichte einen zweiten, erweiterten Blick auf die aktuelle Kultur in und über Deutschland.
Das Programm des Resonanzraums lässt sich in drei Bereiche einteilen, die von Heiner Blum, Gregor Jansen und Thomas Thiel gemeinsam kuratiert wurden. Es bestand aus permanenten Präsentationen mit Archivcharakter, temporären Präsentationen in vierwöchigem Wechsel und Einzelveranstaltungen: Über die gesamte Ausstellungsdauer hinweg konnten sich die Besucher an Touch-Screen-Audio-Stationen über die Produktionen ausgewählter Musiker informieren, die die Szene in den letzten Jahren stilbildend geprägt haben.
Eine Bibliotheks- und Magazinplattform präsentierte kleinere Verlage und Magazine, die einen wichtigen Einfluss auf die kulturelle Produktion im In- und Ausland nehmen und als Motoren künstlerischen Schaffens gehandelt werden. Zusätzlich widmete sich ein Bild- und Katalogarchiv wichtigen Referenzausstellungen zum Thema Deutschland seit 1982, um den Besuchern einen Einblick in die Geschichte, Konzeption und Präsentation von Kunstausstellungen zu geben, die explizit Bezug auf Deutschland genommen haben.
Um in vier Monaten möglichst vielfältige Projekte präsentieren zu können, änderten sich einzelne Bereiche des Resonanzraums im Sinne eines Kulissenwechsels regelmäßig ihr Programm: Im Schauraum wurden im Zeitraum Mai bis September vier Ausstellungen zu den Themen Leipziger Schule, Humor (»Streng Verdaulich«, kuratiert von Ludwig Seyfarth), Formalismus (»Konsortium«) und Design (»Regal Unregal«, kuratiert von Volker Albus) und Fotografie (»Gute Aussichten«, kuratiert von Stefan Becht und Josephine) Raab) gezeigt.
Auf sieben Ausstellungswänden wurden im vierwöchigen Wechsel einzelne Flächen von unterschiedlichen Künstlern und Gruppen in einer Mischung von »freien« und »angewandten« Projekten bespielt. Dabei wurden einzelne kulturelle Felder nicht getrennt voneinander präsentiert, sondern traten miteinander in einen transdiziplinären Dialog.
Diese Präsentationen hatten bewusst einen lockeren, Pinnwand-artigen Charakter.
Ein zweimonatiges, täglich wechselndes Film- und Videoprogramm widmete sich den Entwicklungen im Bereich Spiel- und Dokumentarfilm in und über Deutschland seit Mitte der 1970er-Jahre. In Vorträgen, Diskussionen, Aktionen, Performances, Exkursionen, Führungen und Aufführungen, welche im Auditorium des Resonanzraums sowie an externen, teils ungewöhnlichen Orten durchgeführt wurden, sollte Themen Rechnung getragen werden, die sich einer direkten Präsentation entziehen bzw. von anderen Institutionen entwickelt wurden. Diskutiert wurden dabei unter anderem der Status quo und zukünftige Entwicklungen der deutschen Kulturlandschaft, deren Vermittlung im Ausland sowie aktuelle Tendenzen in Kunst, Theater, Tanz, Film, Literatur, Design und Architektur.
Fotos / HB / Jessica Schäfer